Eine oft diskutierte Frage: Wer ist der bessere Projektleiter oder die bessere Projektleiterin? Die Antwort darauf ist schwierig und kann auch nicht konkret definiert werden. Im Folgenden soll die Situation deshalb so einfach wie möglich dargestellt werden, damit man sich gut dazu selbst eine Meinung bilden kann.
Im Zuge dessen ist es sinnvoll die unterschiedlichen Profile möglichst kontrastreich zu skizzieren, um zu erkennen, an welcher Stelle der eine und an welcher Stelle der andere Charakter Schwächen aufweist.
Der fachliche Experte oder der führungserfahrene Quereinsteiger?
Der Chefkoch namens „Cookie“ ist wirklich gut in seinem Handwerk und kann die leckersten Gerichte zubereiten. Sein Ex-Abteilungsleiter „Axel“ ist eine ausgezeichnete Führungskraft und wird von seinen Mitarbeiten respektiert. Beide haben unabhängig voneinander und zur gleichen Zeit die Idee ein Restaurant zu eröffnen. Axel hat nur rudimentäre Kenntnisse von der Gastronomie und Cookie musste noch nie Mitarbeiter führen. Da dieser sowieso der bessere Koch ist, führt er die Arbeiten auch selber aus, da er hohe Ansprüche an sich und seine Speisen hat. Beide gehen nun auf Mitarbeitersuche. Durch seine gute Menschenkenntnis beweist Axel ein gutes Händchen bei der Personalauswahl. Da er von den fachlichen Abläufen und Anforderungen wenig Ahnung hat, involviert er seinen Koch. Beide sichten die Kandidaten. Der Koch achtet auf Referenzen und fachliche Eignungen. Axel fokussiert sich auf den Charakter, das Auftreten und die emotionale Sympathie. Inwieweit passt die Person in das Team? Cookie benötigt keinen Koch zur Unterstützung, da er selber einer ist. Er stützt sich bei der Auswahl auf Referenzen. Ihm ist wichtig, dass es eine klare Hierarchie gibt und er als Experte an der Spitze steht. Die fehlenden Erfahrungen im Service Bereich hält Cookie für nicht so wichtig. Axel erarbeitet inzwischen gemeinsam mit seinem Team die Speisekarte und das Grundkonzept. Cookie hat bereits alles im Kopf und lässt seine Mitarbeiter in langen Reden und Vorträgen daran teilhaben. Keiner der Mitarbeiter traut sich dem Meister zu widersprechen oder zuzugeben nicht alles verstanden zu haben. Beide Teams sind nun soweit, dass sie Eröffnen können. Axel freut sich auf dieses Event und hat viel Zeit mit der Vorbereitung zugebracht. Die operativen Arbeiten im Restaurant werden von seinen Mitarbeitern umgesetzt. Er hat ihnen einen hohen Freiheitsgrad für eigene Entscheidungen belassen. Bei wichtigen Fragen, möchte Axel selber entscheiden, bittet aber trotzdem um eine Entscheidungsvorlage, in der Vor- und Nachteile dargelegt und Empfehlungen ausgesprochen werden. Mit dieser Strategie kann Axel auch schwierige Entscheidungen in der Küche und im Service treffen. Cookie dagegen, hat klare Vorgaben gemacht. Abweichungen von seinen Vorgaben akzeptiert Cookie nicht. So ist er in alles entscheidungstechnisch und operativ eingebunden. Zwar legt Cookie ein hohes Pensum hin, schafft es aber nicht alles abzuarbeiten, so dass einige wichtige Entscheidungen nicht getroffen werden und die Sachen liegen bleiben. Da Cookie seine beste Ressource in der Küche ist, geht er an seine Leistungsgrenze. Nebenthemen wie Mitarbeitergespräche oder zeitweise motivierende Worte kann er nicht auch noch bedienen. Die Nerven liegen blank und er fühlt sich oft allein gelassen und nicht richtig unterstützt.
In beiden Restaurants gelingt dennoch die Eröffnung. Während die Gäste von der angenehmen Atmosphäre und dem hochmotiviertem Personal in Axels Restaurant begeistert sind, attestieren die Gäste von Cookie eine gewisse Angespanntheit und Hektik im Restaurant. Die Speisen allerdings sind vorzüglich.
In der Wirklichkeit spielt man natürlich mehrere Rollen. Daher kann ein fachlicher Experte durchaus Führungskompetenz besitzen, womit die beiden Personen miteinander verschmolzen wären. Bleibt nun aber die spannende Frage zum Schluss, auf was kann man am ehesten verzichten? Was lässt sich am ehesten kompensieren?